Die als «Grüne Metropole» bekannte Freie und Hansestadt Hamburg besticht durch ihre Vielzahl an Parks, Friedhöfen und Kleingärten, die zusammen mit den prägenden Gewässern ein zusammenhängendes und robustes Netz von öffentlichen Freiräumen bilden. Den Grundstein dafür legte das visionäre Achsenkonzept von Fritz Schumacher, dessen wegweisender Federplan von 1920 bis heute Gültigkeit besitzt. Trotz dieser unbestrittenen Qualitäten sieht sich die boomende Hafenstadt heute mit grundlegenden städtebaulichen und landschaftlichen Herausforderungen konfrontiert, die u.a. mit dem «Sprung über die Elbe» gelöst werden sollen. Auf den südlichen Elbinseln – heute ein fragmentiertes urbanes Gefüge – bietet sich die Möglichkeit, die hohe Nachfrage nach Wohnraum zu stillen, alte Industriebrachen zu regenerieren und eine Strategie für die Zukunft grossräumiger, innerstädtischer Landschaftsräume zu entwickeln. Hier setzt das Wahlfach an: Anhand eines diffusen urbanen Territoriums am südlichen Stadtrand fragen wir nach dem Inhalt und der Form einer neuartigen Landschaft, welche die unterschiedlichen Nutzungsansprüche von Freizeit, Erholung, Naturschutz, Landwirtschaft, Hochwasserprävention und Verkehrsinfrastruktur zu vereinen vermag. Unter dem Leitthema «Umgrenzung» befassen wir uns mit verschiedenen Typen und Qualitäten von Landschaft und entwerfen eine zeitgenössische Metropolitanlandschaft für Hamburgs Süden.
München, die Landeshauptstadt von Bayern, gehört zu den am stärksten wachsenden Metropolen von Europa. Die drittgrösste Stadt Deutschlands breitet sich insbesondere in Richtung Süden stark aus und stösst zunehmend in den voralpinen Raum vor. Dort treffen Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung auf Landwirtschaft, Naturschutz, Rohstoffabbau und Hochwassergefahr. In diesem Spannungsfeld zwischen teilweise konträren Interessen, Funktionen und Transformationsprozessen untersuchen wir die Rolle der Landschaft als öffentliche Ressource. Anhand eines konkreten Perimeters im voralpinen Metropolitanraum von München fragen wir nach dem Inhalt und der Form eines neuartigen Parks, welcher sich als wandel-, aneigen- und frei nutzbare Landschaft den aktuellen Herausforderung stellt.
Lissabon ist gleichermassen geprägt vom glanzvollen Ruhm der kolonialen Vergangenheit wie auch von der wirtschaftlichen Stagnation in den krisengeschüttelten Nullerjahren. Die Hafenstadt am Ufer des Tejo ist sowohl alt wie auch neu, beständig wie auch dynamisch, reich wie auch arm – und erfindet sich in diesem Spannungsfeld immer wieder neu. Städtebaulich manifestiert sich diese Ambivalenz in der Form eines inkonsistenten Stadtkörpers, der sich außerhalb der historischen Altstadt zu einem fragmentierten Gemisch aus dichten Blockrändern, historischen Parkanlagen, hohen Zeilenbauten, weitläufigen Brachflächen, isolierten Einfamilienhausquartiere und trennenden Infrastrukturanlagen zusammenfügt. Interessanterweise vermag die charmante Hauptstadt trotz den hohen Hügeln und tiefen Taleinschnitten kaum eine klare Beziehung zu ihrer bewegten Topografie aufzubauen. Vielmehr entwickelt sie sich zu einem urbanen Flickenteppich, in welchem die unbebauten Flusstäler und steilen Hänge von Wildnis und informellen Schrebergärten in Beschlag genommen werden. In dieser kontrastreichen Stadtlandschaft stellt sich unweigerlich die Frage nach der Rolle des öffentlichen Raumes. Hier setzt das Wahlfach an: Anhand eines isolierten, durch Hochhäuser, Gärten und Brachen geprägtes Seitental am nordöstlichen Stadtrand fragen wir nach dem Inhalt und der Form eines neuartigen Parks für Lissabon. Unter dem Leitthema ‹Topografie› befassen sich die Studierenden mit verschiedenen Typen und Qualitäten des öffentlichen Raumes und entwerfen einen metropolitanen Park für die aufstrebende Hauptstadt Portugals.
Das Wahlfach «Pairi-daeza», das sich mit der Aneignung von Landschaft als öffentliche Ressource in europäischen Metropolen befasst, wird im Herbstsemester 2016 in Ljubljana stattfinden. Auf den Spuren von Sitte, Fabiani und Plečnik untersuchen wir die Hauptstadt von Slowenien aus der Sicht des öffentlichen Raumes und fragen nach ihrem spezifischen Bezug zur Landschaft: Durch die einzigartige geografische Lage am Rande des Laibacher Beckens ist die kleine Metropole stark durch das Wasser geprägt – geomorphologisch, kulturhistorisch und städtebaulich. Während jedoch der Fluss Ljubljanica die Stadt als intensiv genutzter urbaner Raum durchfliesst und gliedert, besteht am südlichen Stadtrand wenig Bezug zur unmittelbar angrenzenden Barje, eine ausgedehnte, flache, landwirtschaftlich genutzte Moorlandschaft. Während eines zweitätigen Field Trips im Oktober untersuchen wir das Potential dieser Landschaft und fragen nach dem Inhalt und der Form eines grossmasstäblichen Parks. Unter dem Leitthema ‹Wasser› befassen sich die Studierenden mit verschiedenen Parktypen und ihrer Verbindung zur Stadt. Daraus entwickeln sie ein Nutzungsszenario und entwerfen einen metropolitanen Park für Ljbuljana.
Als grösste Metropole am Rhein blickt Köln auf eine lange städtebauliche Geschichte zurück. Viele bekannte Stadtplaner prägten mit ihren gesamtplanerischen Entwürfen die Entwicklungsgeschichte der Stadt. Bis heute einzigartig und wegweisend bleibt jedoch das ab 1917 erschaffene Grüngürtelsystem, welches aus zwei Ringen mit radialer Verknüpfung besteht. Heute, rund hundert Jahre später, führt die wachsende Metropolitanregion diese erfolgreiche Tradition der strategischen Freiraumplanung weiter, allerdings auf viel grösserem Massstab: Fünf neue Freiraumkorridore sollen zusammen mit der umliegenden Landschaftsräumen einen weiteren, dritten Grüngürtel bilden. Hier setzt das Wahlfach an: Anhand eines Freiraumkorridors im Westen von Köln nähern wir uns der Stadt von der Landschaft her und fragen nach dem Inhalt und der Form eines grossmassstäblichen Parks für Köln. Unter dem Leitthema ‹Umgrenzung› befassen sich die Studierenden mit verschiedenen Parktypen und ihrer Verbindung zur Stadt. Daraus entwickeln sie ein Nutzungsszenario und entwerfen einen metropolitanen Park.
Die südostfranz.sische Stadt Lyon gilt als Modellstadt einer ‹Politik des öffentlichen Raumes›. Seit den 90er-Jahren entstanden als zentrales Instrument der regionalen Stadtentwicklung zahlreiche Plätze, Pärke und Promenaden – von der Innenstadt bis an die Peripherie. Heute, als zweitgrösste Metropole Frankreichs, stellt sich Lyon die Frage nach dem strategischen Umgang mit öffentlichem Raum erneut – allerdings in sehr viel grösserem Massstab. Hier setzt das Wahlfach an: Anhand eines Hügelzuges im Norden der Stadt fragen wir nach dem Inhalt und der Form eines grossmassstäblichen Parks für Lyon. Unter dem Leitthema ‹Schwelle› befassen sich die Studierenden mit verschiedenen Parktypen und ihrer Verbindung zur Stadt. Daraus entwickeln sie ein Nutzungsszenario und entwerfen einen metropolitanen Park.
Als Schauplatz europäischer Politik und Kultur stellt Berlin sowohl die Stadt des Umbruchs, der Teilung und Zerstörung, aber auch des Neuanfangs, der Wiedervereinigung und des Aufbruchs dar. Keine andere europäische Metropole blickt auf eine derart bewegte Geschichte zurück, die sich tief in das Stadtgefüge eingeschrieben hat und die enge Verbindung zwischen sozialpolitischer Prozesse und städtebaulicher Struktur widerspiegelt. Diese stetige Überformung, Neufindung und Umdeutung von urbaner Form zeigt sich insbesondere auch an Berlins öffentlichen Räumen, die in ihrer Gestaltung und Nutzung ungemein wechselhaft, vielschichtig und vieldeutig sind. Hier setzt das Wahlfach an, indem es anhand eines spezifischen Freiraums in Berlin Mitte die Frage nach der angemessenen Typologie, dem Bild und der Bedeutung dieses Ortes aufwirft und nach einer gestalterischen Haltung verlangt. Unter dem Blickwinkel des Themas ‚Metapher’ erarbeiten die Studierenden einen Entwurf für den von bedeutungsvollen Gebäuden umgebenen Freiraum zwischen Schumann- und Reinhardtstrasse im Zentrum von Berlin.
Die Metropolitanregion im Norden Mailands ist ein Mosaik aus kleinen Städten, Industrieanlagen, Infrastrukturen und Parks, die untereinander um die letzten verfügbaren Landstücke wetteifern. Ein verbindendes Netzwerk aus verschiedenartigen Parks, oft den natürlichen Flussläufen folgend, die sich radial vom Alpenrand in die Kernstadt erstrecken, ist potentiell angelegt, in Realität jedoch kaum wahrnehmbar noch als solches genutzt. Hier setzt das Wahlfach an, indem, anhand eines spezifischen Parks – Parco delle Groane – nach der Möglichkeit eines im Bewusstsein und im Alltagsleben verankerten ‚green belt‘ für die Metropolitanregion Mailand gefragt wird. Die Studierenden entwerfen unter dem Blickwinkel des Themas ‚Choreographie‘ einen metropolitanen Park.
Im Ernst: planen wir einen Park.*
«Genauer gesagt: Versuchen wir es. Denn darin besteht das Wesentliche: dass es ein Experiment ist. Es soll uns zeigen, ob wir noch eine lebendige Idee haben, eine Idee, die eine Wirklichkeit zu zeugen vermag, eine schöpferische Vorstellung von unsrer Lebensform in dieser Zeit.»
(Max Frisch et al., achtung: Die Schweiz)
* Wir entwerfen einen Park im Schweizer Mittelland. Im Wahlfach ‘Pairi-Daeza’ der Professur Vogt
«Wenn man dagegen nicht mehr ganz sicher ist, ob man eine Seele besitzt, und wenn man nicht recht weiss, ob man wieder auferstehen wird, muss man vielleicht grössere Aufmerksamkeit auf die sterblichen Überreste verwenden, die letztlich die einzige Spur unseres Daseins in der Welt und unter den Worten darstellt.»*
(Michel Foucault, Von anderen Räumen)
* Wir entwerfen einen Friedhof in Thalwil. Im Wahlfach ‘Pairi-Daeza’ der Professur Vogt