Wahlfach Herbstsemester 2018
Pairi-daeza: Choreografie
Die städtebauliche Struktur von Kopenhagen ist gleichermassen geprägt durch die geomorphologischen Gegebenheiten der eiszeitlichen Insellandschaft, auf der sich die Stadt ausgebreitet hat, wie auch durch die Visionen des Wohlfahrtstaates Dänemark, welche die Raumplanungen seit der Nachkriegszeit dominieren. 1948 entwickelte das damals rasant wachsende Kopenhagen den ikonischen Fingerplan, welcher der Stadt eine unverkennbare Form gab und bis heute die gesamte Entwicklung der Hauptstadtregion prägt. Gegenwärtig stellt Gross-Kopenhagen jedoch einen dynamischen, metropolitanen Ballungsraum mit 1,8 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern dar, in welchem die urbanen Realitäten viel komplexer und vielschichtiger sind – insbesondere diejenigen der Freiräume. Hier setzt das Wahlfach an: Anhand des Grünkorridors ‹Valensbaek›, der in Zukunft bis weit ins rurale Hinterland reichen soll, fragen wir nach dem Inhalt und der Form einer neuartigen Landschaft, welche die unterschiedlichen Nutzungsansprüche von Freizeit, Erholung, Naturschutz, Landwirtschaft, Hochwasserprävention und Verkehrsinfrastruktur zu vereinen vermag. Unter dem Leitthema ‹Choreografie› befassen wir uns mit verschiedenen Typen und Qualitäten von Landschaft und entwerfen eine zeitgenössische Metropolitanlandschaft für Kopenhagens Westen.
DIESER KURS IST SCHON AUSGEBUCHT.
Organisatorisches
Pairi-daeza – Professur Günther Vogt
Assistenz: Daia Stutz
Wahlfach (052-0717-18L – 2 KP) und mögliche Wahlfacharbeit (063-0629-18L – 6 KP) oder Vertiefungsarbeit NSL (063-0751-18L – 4KP).
Die Reise nach Kopenhagen findet am Wochenende vom 06.10.18 – 07.10.18 statt.
Der Unkostenbeitrag beträgt CHF 200.
Archiv
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- Wahlfach Herbstsemester 2017: Pairi-daeza: Wasser
- Wahlfach Frühlingssemester 2017: Pairi-daeza: Topografie
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- Wahlfach Frühlingssemester 2016: Pairi-daeza: Umgrenzung
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- Wahlfach Frühlingssemester 2015: Pairi-daeza: Metapher
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- Wahlfach Herbstsemester 2013: Pairi-daeza: Schwelle
- Wahlfach Frühlingssemester 2013: Pairi-daeza: Metapher
Territorium der Stadt
Die Art und das Ausmass der Nutzung von Landschaft haben sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Einerseits wird die Ressource Landschaft heutzutage viel intensiver genutzt, wie dies die starke Zunahme von Rohstoffabbau und Materialtransporten sowie der massive Ausbau von Infrastrukturen verdeutlichen. Gleichzeitig wird die Nutzung in gewissen Gebieten auch extensiviert, wodurch Verbrachungs- und schliesslich Verwilderungsprozesse eintreten. Darüber hinaus sind Landschaften zunehmend rasanten und teilweise global wirkenden Veränderungen in Mobilität, Klima, Energie und Freizeitverhalten unterworfen. In der Summe führt dies zu einer tiefgreifenden Transformation von Landschaften, wobei der Wandel sehr uneinheitlich und ungleich erfolgt.
Die historische Koexistenz und räumliche Trennung von bis anhin in die Landschaft eingelagerten Nutzungen (z.B. Landwirtschaft, Verkehr oder Tourismus) löst sich zunehmend auf. An ihre Stelle tritt eine operationalisierte Landschaft, in die im metropolitanen Kontext vermehrt auch informelle Erholungs- und Sportnutzungen eingeschrieben sind. Es entstehen neue Formen von «Parks», die nicht mehr klar fass- und einordnungsbar sind, sondern sich temporär und räumlich diffus auf das urbane Territorium ausbreiten.
Die treibenden Kräfte hinter dieser Entwicklung sind einerseits im Ausbau der Infrastrukturnetzwerke des ÖV und andererseits in der oftmals chronischen Übernutzung innerstädtischer Freiräume zu verorten. Die Erholungssuchenden weiten als Folge ihren Aktionsradius auf die schnell erreichbaren und unmittelbar verfügbaren Freizeitlandschaften aus. Dieser Prozess erfolgt oftmals informell und resultiert in einer Überlagerung und Verflechtung von teilweise konträren Interessen.
Die Reibungen und Konflikte, die daraus entstehen, bergen dabei grosses Potential: Landschaft wird nicht mehr länger nur als ökonomische, sondern vermehrt auch als öffentliche Ressource begriffen, was eine zukünftige Debatte über die Art und Weise ihrer Nutzung und die Möglichkeit einer integralen, demokratischen Entwicklung von Landschaft als öffentliches Gut ermöglicht.
Pairi-daeza
Das Wort «Paradies» mit seinen religiösen Implikationen geht zurück auf «pairi-daeza», altpersisch für «eine Mauer, die einen Garten umschliesst». Pairi-daeza nennt sich eine Wahlfachserie, die sich mit der Aneignung von Landschaft als gemeinschaftliche Ressource in europäischen Metropolen befasst und neue Formen und Typen des öffentlichen Raums erkundet. Das Wahlfach führt anhand den Grundelementen Umgrenzung, Schwelle, Wasser, Vegetation, Topographie, Choreographie und Metapher in das landschaftsarchitektonische Entwerfen auf unterschiedlichen Massstäben ein. Die Architekturstudierenden entwickeln ein Projekt aus Wahrnehmungen des Orts, Kenntnissen der landschaftsarchitektonischen Typologie und Vorstellungen zum öffentlichen Raum. Sie machen sich mit GIS als Analysetool, Modellbau als Entwurfsmethode und landschaftsarchitektonischer Plandarstellung vertraut. Der Entwurfsprozess wird von Workshops, Vorlesungen, Exkursionen, Kritiken sowie einem Workbook begleitet.