Wahlfach Herbstsemester 2017

Pairi-daeza: Wasser

Wahlfach Pairi-daeza Herbstsemester 2017: Hydrografische Karte München 1806
Oberbayern

München, die Landeshauptstadt von Bayern, gehört zu den am stärksten wachsenden Metropolen von Europa. Die drittgrösste Stadt Deutschlands breitet sich insbesondere in Richtung Süden stark aus und stösst zunehmend in den voralpinen Raum vor. Dort treffen Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung auf Landwirtschaft, Naturschutz, Rohstoffabbau und Hochwassergefahr. In diesem Spannungsfeld zwischen teilweise konträren Interessen, Funktionen und Transformationsprozessen untersuchen wir die Rolle der Landschaft als öffentliche Ressource. Anhand eines konkreten Perimeters im voralpinen Metropolitanraum von München fragen wir nach dem Inhalt und der Form eines neuartigen Parks, welcher sich als wandel-, aneigen- und frei nutzbare Landschaft den aktuellen Herausforderung stellt.

Organisatorisches

Assistenz: Daia Stutz (stutz@arch.ethz.ch)

Wahlfach (052-1717-17L- 2 KP) und mögliche Wahlfacharbeit (063-0629-17L – 6 KP)

Die Reise nach München findet am Wochenende vom 07.10.17 – 08.10.17 statt. Der Unkostenbeitrag beträgt 200 CHF.

Semesterprogramm

jeweils montags im HIL Foyer H 40.9 oder HIL H 43.2

25.09. Intro, 15-16 Uhr
02.10. Einführung GIS, 15-17 Uhr
07.-08.10. Field-trip nach München 
09.10. keine Veranstaltung
16.10. Konzeptkritik, 08-16 Uhr
23.10. Seminarwoche, keine Veranstaltung
30.10. Vortrag: Der Park – ein Typus, 15-16 Uhr
06.11. Einführung Plangrafik, 15-17 Uhr
13.11. Zwischenkritik, 08-16 Uhr (mit GV)
20.11. Vortrag: Vegetation (Lars Ruge)
27.11. obligatorische Tischkritiken, 15-18 Uhr
04.12. Schlusskritik, 08-16 Uhr

Archiv

The Alps as Common Ground

Durch den Ausbau der Erschliessungsstruktur werden die Alpen immer stärker in die urbanen Netzwerke der umliegenden Metropolen eingebunden. Dies ermöglicht einerseits die Nutzung der Alpen als metropolitane Parklandschaft und andererseits als attraktives Siedlungsgebiet, was zu einer verstärkten Ausbildung der sich heute schon abzeichnenden räumlichen Gegensätze führt: Die Nutzungsintensivierung der gut erreichbaren Alpengebiete steht dabei in zunehmendem Kontrast zur extensiveren Nutzung bis hin zur Verbrachung der übrigen alpinen Regionen. Setzt sich dieser Trend fort, wird dies im Extremfall zu einem Verlust der Alpen als eigenständigem Kultur-, Lebens- und Wirtschaftsraum führen und die Alpenrandgebiete zu reinen Ergänzungsräumen der ausseralpinen Metropolen werden lassen.

Betrachtet man die Alpen als Common Ground der umliegenden Metropolitanräume ergibt sich eine alternative Lesart respektive eröffnet sich ein Potential bezüglich der zukünftigen Entwicklung der Alpen. Unter der Annahme eines verstärkten Siedlungswachstums entlang des Alpenrandes und dessen urbaner Verdichtung würden die Alpen nicht mehr nur zu partiell zugeordneten metropolitanen Parklandschaften, sondern zur zentralen Landschaftsfigur. Liest man die Alpen als Common Ground und somit als eine von verschiedenen Nutzern beanspruchte Ressource, könnte deren Zukunft in einem gemeinschaftlich neu ausgehandelten, nachhaltigen Nutzungsverhältnis bestehen, das traditionelle landwirtschaftliche (endogene) Nutzungen mit ausseralpinen, urbanen (exogenen sowie ubiquitären) Nutzungen kombiniert und überlagert und so letztlich einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource der alpinen Landschaft ermöglicht. (vgl. Werner Bätzing, «Die Alpen. Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft», München: Verlag C.H. Beck, 2005, S. 335.) So könnte eine gemeinschaftliche, zentrale Landschaft der umliegenden Metropolitanräume entstehen, die nicht auf traditionellen Bildern und Vorstellungen beharrt, sondern neue Bilder und Bedeutungen schafft und vor allem Strategien für den Umgang mit potentialarmen Räumen entwickeln muss.

Alpenbogen 2015: Urbanisierung (weiss), Schutzzonen (rot), Common Ground (gelb).
Alpenbogen 2100: Urbanisierung (weiss), Schutzzonen (rot), Common Ground (gelb).

Pairi-daeza

Das Wort «Paradies» mit seinen religiösen Implikationen geht zurück auf «pairi-daeza», altpersisch für «eine Mauer, die einen Garten umschliesst». Pairi-daeza nennt sich eine Wahlfachserie, die sich mit der Aneignung von Landschaft als gemeinschaftliche Ressource in europäischen Metropolen befasst und neue Formen und Typen des öffentlichen Raums erkundet. Das Wahlfach führt anhand den Grundelementen Umgrenzung, Schwelle, Wasser, Vegetation, Topographie, Choreographie und Metapher in das landschaftsarchitektonische Entwerfen auf unterschiedlichen Massstäben ein. Die Architekturstudierenden entwickeln ein Projekt aus Wahrnehmungen des Orts, Kenntnissen der landschaftsarchitektonischen Typologie und Vorstellungen zum öffentlichen Raum. Sie machen sich mit GIS als Analysetool, Modellbau als Entwurfsmethode und landschaftsarchitektonischer Plandarstellung vertraut. Der Entwurfsprozess wird von Workshops, Vorlesungen, Exkursionen, Kritiken sowie einem Workbook begleitet.

Miniatur aus dem Halname, Herat, 1604