Entwurf Herbstsemester 2013

Davos – Stadt der Alpen

DAVOS/SWITZERLAND, 17JAN11 - Aerial Photo of Davos, the biggest tourism metropolis of the Swiss alps, captured before the opening of the Annual Meeting 2011 of the World Economic Forum in Davos, Switzerland, January 17, 2011. Davos is in the middle of Swiss Alps and the city for holidays, sports, congresses, health, development and culture. Copyright by World Economic Forum swiss-image.ch/Photo by Andy Mettler

Davos als offiziell höchstgelegene Stadt der Alpen ist wie keine andere historisch und etymologisch geprägt von einem existenziellen Zwiespalt zwischen Stadt und Landschaft. Dies ist exemplarisch an Ortsbezeichnungen wie Davos Platz, Davos Dorf oder Landschaft Davos ablesbar.

Wenn auch der städtische Charakter Davos’ nicht negierbar ist, so ist er doch schwer fassbar: Während vier Tagen ist Davos das Zentrum der Weltwirtschaft, während vier Monaten im Fokus des regionalen Wintersporttourismus’ und den Rest des Jahres über im Kampf gegen das Versinken in zwischensaisonaler Vergessenheit begriffen. Vor diesem Hintergrund und beschleunigt durch die neuen politischen Bestimmungen stellt sich die Frage nach der zukünftigen Entwicklung von Davos zwischen Stadt und Landschaft.

Das Semester in Davos steht in der Entwurfsreihe Process Cartography, welche sich unter Einbezug landschaftlicher, räumlicher, gesellschaftlicher und ökonomischer Fragestellungen mit Entwurfsszenarien in mittelgrossen inneralpinen Städten befasst.

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Alpenstädte mittlerer Grösse

Die mittelgrosse Alpenstadt ist mit ihren funktionalen und räumlichen Besonderheiten ein urbaner Typus. Sie ist nicht auf den Tourismus und das Vorhandensein von Schnee angewiesen; sie hat eine Bevölkerung zwischen 20’000 und 50’000 Einwohnerinnen und Einwohnern; sie liegt auf dem Grund eines Gletschertals und auf einer Höhe zwischen 200 und 800 Metern über dem Meeresspiegel. Es gibt viele Beispiele dafür: in Italien Aosta (35’000 Einwohner, 600m ü. d. M.), in der Schweiz Bellinzona (18’000 Einw., 250m ü. d. M.), in Österreich Lienz (12’000 Einw., 700m ü. d. M.), in Frankreich Gap (41’000 Einw., 735m ü. d. M.), in Slowenien Kranj (37’000 Einw., 400m ü. d. M.), in Deutschland Garmisch-Partenkirchen (26’000 Einw., 708m ü. d. M.).

Was haben mittelgrosse Alpenstädte gemeinsam? Erstens liegen sie alle an einem Fluss, oder in der Nähe eines Flusses (manchmal auch eines Sees), was das Vorhandensein einer Brücke impliziert; Ingenieurarbeiten – Brücken, Böschungen, Tunnel, Dämme – spielen eine wichtige Rolle. Zweitens, die ständige Präsenz von Militärverwaltungen und Kasernen; diese sind oft leer und ihre schlussendliche Umnutzung muss berücksichtigen, dass die meisten mittelgrossen Alpenstädte eine rückläufige Bevölkerungszahl aufweisen. Drittens, das Vorhandensein eines städtischen Marktplatzes mit Brunnen und Säulengängen.

Die mittelgrossen Alpenstädte stehen im Kontrast zu den Ballungsräumen, die eine eigentliche Galaxie rund um die Alpen bilden. Typischerweise reichen die Funktionen mittelgrosser Alpenstädte von Gesundheit bis Kultur, von Bildung bis Freizeit, von Transport bis Handwerk, von Wasser- bis Energiewirtschaft, von Ganzjahrestourismus bis zu periodisch stattfindenden Kongressen.

Die meisten Städte weisen auch Mahnzeichen an die Zeit vor dem Tourismus auf, als die Alpen als Bergbau- und Abbaugebiet genutzt wurden: Granit, Basalt, Gneis, Sand, Kalk, Eisen und sogar Gold wurden abgebaut. Einige alte Industriegebiete sind erhalten geblieben, andere sind vom Vordringen der Natur vereinnahmt worden, wieder andere sind zu Touristenattraktionen geworden. Man könnte sagen, dass mittelgrosse Alpenstädte die Melancholie des Dazwischen ausströmen; sie konkurrieren an gegenüberliegenden Fronten mit einer Handvoll multifunktionaler Alpenstädte (Bozen, Innsbruck, Grenoble, Luzern, Villach) und einer Vielzahl malerischer Dörfer, die vom Tourismus abhängig sind.

Aosta
Campocologno, Tirano
Davos