Taking to the Streets. Untersuchungen zur Qualität des öffentlichen Raums am Phänomen der Strasse.
Seit jeher stellen Strassen die Lebensadern einer Stadt dar. Eine Stadt ohne Strassen ist nicht vorstellbar. Neben den Plätzen und Pärken wird der Strassenraum oft als sekundär angesehen und dementsprechend behandelt. Keine Disziplin fühlt sich für ihn verantwortlich. Dennoch ist er ein wichtiger öffentlicher Raum, ein Lebensraum.
Der Raum der Strasse ist Handlungs-, Bewegungs- und Begegnungsraum, Raum vielfältiger Inszenierungen, Raum der Arbeit wie auch des Vergnügens, der Kommunikation und der künstlerischen Intervention. Die Vielfältigkeit der Nutzungen ist Ausdruck der Notwendigkeit und Lebendigkeit dieses Raums, der Beachtung und Sorgfalt sowohl in der Nutzung wie auch in der Planung und Gestaltung bedarf.
Grundlegend für das Verständnis von Raum ist das Bewusstsein, dass Raum nicht statisch ist, sondern aus den vielschichtigen Relationen zwischen den Handlungen und Wahrnehmungen der Menschen und der gebauten Umwelt hervorgeht. Raum wird in vielfacher Weise und immer wieder von neuem produziert. Dies gilt ebenso für den Raum der Strasse, einem wichtigen sozialen und lebendigen Raum, der sich zwischen der gebauten Umwelt (inklusive all ihrer materiellen Artefakte) und den Handlungen der Menschen aufspannt.
Das Projekt Taking To The Streets untersucht, welche Prozesse bei der Produktion dieses Raums wirksam werden. Aufgrund der Analysen sollen Kriterien zur Beurteilung der Qualität des öffentlichen Raums entwickelt werden. Das Projekt rekurriert hierfür auf aktuelle Diskurse zur Stadt und Raumtheorie und überprüft diese in eigenen Feldforschungen in Zürich, Berlin, Tokyo und Shanghai. Um der Komplexität der Thematik gerecht zu werden siedelt sich die Untersuchung zwischen Landschaftsarchitektur, Architektur und Städtebau, Kulturwissenschaft und Soziologie an und vereint sowohl architektur- und stadtsoziologische, wie künstlerische, kulturwissenschaftliche und phänomenologische Sichtweisen und Methoden; einen Schwerpunkt bilden bildbasierte Methoden (Image-based Research).
Das Einbeziehen von Städten aus dem asiatischen Kulturraum ermöglicht die Auseinandersetzung mit einem anderen Verständnis von öffentlichem Raum und führt uns ungewohnte Nutzungen des Strassenraums vor Augen. Das Aufzeigen von Unterschieden und – durchaus bestehenden – Ähnlichkeiten soll zum einen das Verständnis für das Eigene schärfen und zum anderen neue Perspektiven eröffnen, wie die Strasse genutzt und als lebendiger Raum neu gesehen und gestaltet werden könnte.
Projektdauer: 2008 – 2011
Ausstellung: Herbst 2010 in Shanghai, anschliessend 2011 in Zürich und Berlin.
Publikation: Frühjahr 2010 Lived Space Tokyo – die Strasse als öffentlicher Raum am Beispiel von Tokyo; Herbst 2010 Image Based Research – Ergebnisse der Feldforschungen in Berlin, Zürich, Shanghai und Tokyo
Projektverantwortlicher: Professor Günther Vogt
Projektleitung: Jürgen Krusche
Mitarbeit: Cyril Kennel, Monika Litscher, Frank Roost (Universität Dortmund)