Wahlfach Herbstsemester 2017

Urban Food: München

Wahlfach Urban Food, Herbstsemester 2017: Biertische im Festzelt Schottenhamel (Ausschnitt) «Oktoberfest Cathedrals», Michael von Hassel, 2015

Bei Urban Food ist das Essen als Kennzeichen für den ganzen Kulturraum Münchens zu verstehen. In diesem Territorium sind mehrere Transformationen zu identifizieren. Eine aktuelle Vorliebe für Bio-Essen hat zum Beispiel in den letzten Jahren dazu geführt, dass Bayern einer der grössten Bio-Gemüse Produzenten Europas wurde. Gleichzeitig haben sich durch das Internet neue Verteilmodelle entwickelt, die Bio-Produzenten direkt mit ihren Kunden verbinden.

Die bayrischen Skigebiete leiden dagegen stark unter den Auswirkungen des Klimawandels: Könnte man sich eine neue Art von Essenstourismus in Bayern als Alternative vorstellen? In Bayern isst man durchschnittlich zweimal so viel Fleisch wie von der EU empfohlen. Ob die Landwirtschaft die dafür benötigten Flächen in Zukunft weiterhin zu Verfügung hat, erscheint in Zeiten des Vegetarismus-Trends fraglich.

Im diesjährigen Wahlfach, das als Blockwoche in München und Zürich stattfindet, portraitieren wir München in Form einer analytischen Gruppenarbeit, die in einen ‚Visual Reader’ übersetzt wird. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, in einer zusätzlichen Blockwoche das Thema durch eine Wahlfacharbeit zu vertiefen. Begleitet werden die Blockwochen durch die Module GIS und Film.

Organisatorisches

Assistenz: Roland Shaw (shaw@arch.ethz.ch)

Wahlfach (052-0719-17 G- 2 KP) Wahlfacharbeit (6 KP)

Die Blockwoche für das Wahlfach, inklusive Reise nach München, findet vom 29.01.18 bis 06.02.18 statt.

Die Blockwoche für die Wahlfacharbeit findet vom 09.02.18 bis 16.02.18 statt. Der Unkostenbeitrag beträgt 280 CHF.

Archiv

The Alps as Common Ground

Durch den Ausbau der Erschliessungsstruktur werden die Alpen immer stärker in die urbanen Netzwerke der umliegenden Metropolen eingebunden. Dies ermöglicht einerseits die Nutzung der Alpen als metropolitane Parklandschaft und andererseits als attraktives Siedlungsgebiet, was zu einer verstärkten Ausbildung der sich heute schon abzeichnenden räumlichen Gegensätze führt: Die Nutzungsintensivierung der gut erreichbaren Alpengebiete steht dabei in zunehmendem Kontrast zur extensiveren Nutzung bis hin zur Verbrachung der übrigen alpinen Regionen. Setzt sich dieser Trend fort, wird dies im Extremfall zu einem Verlust der Alpen als eigenständigem Kultur-, Lebens- und Wirtschaftsraum führen und die Alpenrandgebiete zu reinen Ergänzungsräumen der ausseralpinen Metropolen werden lassen.

Betrachtet man die Alpen als Common Ground der umliegenden Metropolitanräume ergibt sich eine alternative Lesart respektive eröffnet sich ein Potential bezüglich der zukünftigen Entwicklung der Alpen. Unter der Annahme eines verstärkten Siedlungswachstums entlang des Alpenrandes und dessen urbaner Verdichtung würden die Alpen nicht mehr nur zu partiell zugeordneten metropolitanen Parklandschaften, sondern zur zentralen Landschaftsfigur. Liest man die Alpen als Common Ground und somit als eine von verschiedenen Nutzern beanspruchte Ressource, könnte deren Zukunft in einem gemeinschaftlich neu ausgehandelten, nachhaltigen Nutzungsverhältnis bestehen, das traditionelle landwirtschaftliche (endogene) Nutzungen mit ausseralpinen, urbanen (exogenen sowie ubiquitären) Nutzungen kombiniert und überlagert und so letztlich einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource der alpinen Landschaft ermöglicht. (vgl. Werner Bätzing, «Die Alpen. Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft», München: Verlag C.H. Beck, 2005, S. 335.) So könnte eine gemeinschaftliche, zentrale Landschaft der umliegenden Metropolitanräume entstehen, die nicht auf traditionellen Bildern und Vorstellungen beharrt, sondern neue Bilder und Bedeutungen schafft und vor allem Strategien für den Umgang mit potentialarmen Räumen entwickeln muss.

Alpenbogen 2015: Urbanisierung (weiss), Schutzzonen (rot), Common Ground (gelb).
Alpenbogen 2100: Urbanisierung (weiss), Schutzzonen (rot), Common Ground (gelb).

Urban Food

Die Produktion, Verarbeitung, Verteilung sowie der Konsum und die Entsorgung von Lebensmitteln prägen seit jeher die Beziehung zwischen Stadt und Land und somit das Territorium der urbanisierten Landschaft, welches sich im Laufe der Zeit durch die Industrialisierung und Globalisierung grundlegend verändert hat. Umgekehrt sind logistische Systeme und Konsumverhalten stark durch Urbanisierungsprozesse beeinflusst, womit die gegenseitige Prägung von Stadt und Food-System deutlich wird.

Ambrogio Lorenzetti: The Allegory of the Good and Bad Government, 1348