Entwurf Frühlingssemester 2020

Wien – perialpine und zentraleuropäische Landschaft

Entwurf Frühling 2020: Blick vom Fernsehturm Donauturm Richtung Wien-Zentrum, Stephansdom, Schneeberg; Quelle: volkerpreusser / Alamy Stock Foto

Die Entwurfssemester der Professur Vogt kreisen um den Alpenbogen der These folgend, dass dieser als urbaner Common Ground gelesen werden kann. Jedes Semester stellt sich die Aufgabe der Verifizierung dieser These, indem wir auf eine Metropolitanregion fokussieren und nach deren spezifischem Bezug zum alpinen Raum fragen.

Nach Milano, Lyon, Ljubljana, München und Marseille beschäftigen wir uns im Frühlingssemester 2020 mit dem urbanen Territorium von Wien. Die östlichste Metropolitanregion im perialpinen Raum gilt als politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Österreichs und nimmt in Mitteleuropa, als sechstgrösste Metropole der Europäischen Union, eine bedeutende Position ein. Durch den Fall des Eisernen Vorhangs 1989, rückte sie plötzlich vom Rand in die Mitte Europas und erfährt eine anhaltende Zuwanderung aus dem eigenen Land aber auch dem EU-Raum. Die Stadt wächst auch aktuell und bietet dank ihrer strategisch guten Lage – infrastrukturelle Vernetzung (West-Ost und Nord-Süd Europa), angrenzende alpine Landschaft – einen besonders attraktiven Lebensraum. Als Folge dieser Entwicklung rücken die gut erreichbaren Gebiete der östlichen Alpen, wie zum Beispiel der Wiener Wald, ins Interesse des Metropolitanraums Wien und werden so in gewisser Weise Teil der Stadt. Andere alpine Gebiete sind folglich von Abwanderung betroffen und haben ein hohes Verbrachungspotential.

Die Aufgabe des Semesters besteht in der Neubestimmung der Bedeutung und Nutzung der alpinen und perialpinen Landschaften im Spannungsfeld zwischen Extensivierung (museale Landschaft) und Intensivierung (beispielsweise Tourismus, Landwirtschaft oder Energieproduktion) mit dem Ziel, eine neue produktive Beziehung mit der Metropolitanregion Wien herzustellen. Dabei fokussieren wir auf drei Betrachtungsperimeter, von denen jeder eine andere Massstabsebene abdeckt.

In einem ersten Schritt untersuchen wir die grossmassstäblichen Beziehungen Wiens. Auf einem zweitägigen Field Trip ergänzen wir den analytischen Blick mit einer persönlichen Sicht auf den Ort. Daraus entwickeln die Studierenden ein individuelles Programm als Grundlage für ihren Entwurf. Die vorgeschlagenen Eingriffe können zwischen städtebaulichen und landschaftlichen Szenarien sowie konkreten architektonischen Vorschlägen variieren. Dieses Vorgehen trägt der Einsicht Rechnung, dass der Entwurf nicht als Endprodukt, sondern als Prozess zu verstehen ist, bei dem es darum geht die einzelnen Denkbewegungen sichtbar zu machen und aufzuzeichnen.

Organisation

Assistenz: David Jung, Ursin Huonder
Kontakt: jung@arch.ethz.ch
Entwurf V-IX
052-1144-20L (14 KP)
Integrierte Disziplin Landschaftsarchitektur
051-1236-20L (3 KP)
Woche 1-3 Analyse (Gruppenarbeit)
Entwurf (Einzelarbeit)

Einführung um 10:00 Uhr im Case Studio Vogt (Stampfenbachstr. 59, 8006 Zürich)

Die Reise nach Wien findet vom 06.03.20 bis 09.03.20 statt (Abreise am Freitag: Zürich HB 21:00 Uhr, Ankunft am Montag: Zürich HB 08:20 Uhr).
Der Unkostenbeitrag beträgt 200 CHF.

Archive

The Alps as Common Ground

The expansion of the Alps’ developmental structure leads to their increased integration into the urban networks of the surrounding metropolises. This enables both the exploitation of the Alps as a metropolitan park landscape and as an attractive settlement area, which leads to an increased formation of spatial contrasts already evident today: the intensified use of the easy to reach Alpine areas increasingly contradicts the more extensive use up to the abandonment of the remaining Alpine areas. If this trend continues, it will lead in extreme cases to the loss of the Alps as an autonomous cultural, living and economic area; furthermore, the Alpine peripheral regions will become merely additional areas of the extra-Alpine metropolises.

When considering the Alps as common ground of the surrounding metropolitan areas, an alternative interpretation results and a new potential opens up regarding the Alps’ future development. Assuming that settlements and an accompanying urban concentration will increase along the edge of the Alps, they would no longer only be partially assigned metropolitan park landscapes, but central to the region. Regarding the Alps as common ground and a resource claimed by various users, their future could lie in a collectively renegotiated, sustainable user relationship. This relationship combines and overlaps traditional, agricultural (endogenous) usages with extra-Alpine, urban (exogenous as well as ubiquitous) ones, thus ultimately allowing a responsible use of resources of the Alpine landscape. (Werner Bätzing, «Die Alpen. Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft», Munich: Publisher C.H. Beck, 2005, P. 335.) This could result in a common central landscape of the surrounding metropolitan areas – not based on traditional images and ideas, but creating new images and meanings – and above all developing strategies on how to deal with areas with little potential.

The alpine range 2015: urbanisation (white), protected areas (red), common ground (yellow).
The alpine range 2100: urbanisation (white), protected areas (red), common ground (yellow).