Entwurf Herbstsemester 2016

Ljubljana – Eine Sammlung alpiner Landschaften

Die Entwurfssemester der Professur Vogt kreisen um den Alpenbogen der These folgend, dass dieser als urbaner Common Ground gelesen werden kann. Jedes Entwurfssemester stellt sich die Aufgabe der Verifizierung dieser These, indem wir auf eine Grossstadtregion fokussieren und nach dem spezifischen Bezug zum alpinen Raum fragen.

Im kommenden Semester beschäftigen wir uns mit dem urbanen Territorium Ljubljana, das neben den hochalpinen Landschaften (Julische Alpen, Karawanken, Steiner Alpen) drei voralpine Regionen umfasst: das Gebirgssystem der Dinariden (Karst), die Pannonische Tiefebene und die mediterrane Küste. Naturgeographisch gesehen könnte somit fast das gesamte Staatsgebiet Sloweniens zu den Alpen gezählt werden.

Obgleich dieser vermeintlichen Omnipräsenz der Alpen, bleibt deren Bezug zu Ljbuljana weitestgehend diffus. Dies hat mit der geopolitischen Position der Region zu tun, deren territoriale Zugehörigkeit zu den angrenzenden Grossmächten im Laufe der Geschichte ständig wechselte. Zudem führte die einsetzende Industrialisierung um die Jahrhundertwende sowie die Ausbauten wichtiger europäischer Transitachsen zu einer Bevölkerungserosion in den hochalpinen Gebieten, was deren Position im Gegensatz zu den tiefergelegenen Tallagen nachhaltig schwächte. Im Hinblick auf die geplanten grossmasstäblichen Infrastrukturbauten wie z.B. die Bahnprojekte im Rahmen der Connecting Europe-Fazilität (CEF) ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend in Zukunft verstärken wird. Als Folge dieser Entwicklungen werden die höhergelegenen Teile der Slowenischen Alpen als eigenständige Wirtschafts- und Lebensräume in absehbarer Zeit komplett «verschwinden» (Werner Bätzing).

Die Aufgabe des Semesters besteht in der Neubestimmung der Bedeutung und Nutzung der alpinen Landschaft im Spannungsfeld zwischen Extensivierung (museale Landschaft) und Intensivierung (beispielsweise Tourismus, Landwirtschaft oder Energieproduktion) mit dem Ziel, eine neue produktive Beziehung mit der Grossstadtregion Ljubljana herzustellen.

Wir verstehen den Entwurf nicht als Endprodukt sondern als Prozess. In einem ersten Schritt untersuchen wir die grossmassstäblichen Beziehungen Ljubljanas. Auf einem sechstägigen Field Trip ergänzen wir den analytischen Blick mit einer persönlichen Sicht auf den Ort. Daraus entwickeln die Studierenden ein individuelles Programm als Grundlage für ihren Entwurf. Die vorgeschlagenen Eingriffe können zwischen städtebaulichen und landschaftlichen Szenarien sowie konkreten architektonischen Vorschlägen variieren.

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The Alps as Common Ground

The expansion of the Alps’ developmental structure leads to their increased integration into the urban networks of the surrounding metropolises. This enables both the exploitation of the Alps as a metropolitan park landscape and as an attractive settlement area, which leads to an increased formation of spatial contrasts already evident today: the intensified use of the easy to reach Alpine areas increasingly contradicts the more extensive use up to the abandonment of the remaining Alpine areas. If this trend continues, it will lead in extreme cases to the loss of the Alps as an autonomous cultural, living and economic area; furthermore, the Alpine peripheral regions will become merely additional areas of the extra-Alpine metropolises.

When considering the Alps as common ground of the surrounding metropolitan areas, an alternative interpretation results and a new potential opens up regarding the Alps’ future development. Assuming that settlements and an accompanying urban concentration will increase along the edge of the Alps, they would no longer only be partially assigned metropolitan park landscapes, but central to the region. Regarding the Alps as common ground and a resource claimed by various users, their future could lie in a collectively renegotiated, sustainable user relationship. This relationship combines and overlaps traditional, agricultural (endogenous) usages with extra-Alpine, urban (exogenous as well as ubiquitous) ones, thus ultimately allowing a responsible use of resources of the Alpine landscape. (Werner Bätzing, «Die Alpen. Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft», Munich: Publisher C.H. Beck, 2005, P. 335.) This could result in a common central landscape of the surrounding metropolitan areas – not based on traditional images and ideas, but creating new images and meanings – and above all developing strategies on how to deal with areas with little potential.

The alpine range 2015: urbanisation (white), protected areas (red), common ground (yellow).
The alpine range 2100: urbanisation (white), protected areas (red), common ground (yellow).